It's disruption, stupid.

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Sechs Monate ohne Umsätze. - Vorbeben

Der letzte Blog ist lange her. Nicht, weil es zu viel zu tun gab, sondern eher, weil die Disruption zugeschlagen hat. Wie üblich, unerwartet, unvorbereitet und vor allem nicht nur  auf unternehmerischer Ebene. Sondern auf virologischer. Der Disruptionspunkt ist eigentlich einfach zu berechnen. Nach Keese (“Disrupt yourself”) ist es der Quotient aus möglichem Ertrag und eingesetztem (Eigen)-Kapital. Das Ergebnis muss dabei maximiert werden. Je weniger man einsetzen muss, je höher der Mögliche Ertrag, um so wahrscheinlicher die Disruption. Kommen dann noch fünf Nebenbedingungen zusammen, besteht die Möglichkeit einer Disruption.

Covid19 - eine Disruption?

Klingt vielleicht seltsam. Aber wir haben Zeit, denken wir also mal gemeinsam drüber nach.

Eine Definition der Gründerszene zum Thema Disruption lautet: “Disruption ist ein Prozess, bei dem ein bestehendes Geschäftsmodell oder ein gesamter Markt durch eine stark wachsende Innovation abgelöst beziehungsweise „zerschlagen“ wird.”

Nun, genau das haben wir hier. Leider ist es nicht auf einen Markt beschränkt, sondern hat auf viele Märkte international gleichzeitig Auswirkungen. Der April hat gezeigt, was das komplette Zusammenbrechen von Angebot und Nachfrage zur Folge haben. Es handelt sich also um eine gewaltige, fast zeitgleich auf allen Kontinenten auftretende Disruption. Die Reaktionen darauf sind individuell gleich, aber je nach Gesellschaftsform oder Regierungsform doch unterschiedlich. Lasst uns das genauer betrachten. Anders als bisherige Disruptionen geht es aber nicht darum, etwas neues, besseres zu erschaffen, es geht um etwas anderes.

Das alleinige Unternehmensziel von C. ist das sich vermehren. Genau das zu verhindern ist Aufgabe eines jeden einzelnen. Nicht der Gesellschaft, nicht der Politik, nicht der Unternehmen. Wobei jedem seine Rolle zufällt und er diese nach bestem Wissen und Gewissen ausfüllen muss. Individuell über AHA - Regeln, politisch über die CoronaSchVO und gesellschaftlich über die Solidarität und das anerkennen der Regeln  (AHA, social distancing). Wendet man die Formel an, so sind wir in der Bekämpfung des Virus umso erfolgreicher, je weniger wir an Kapital einsetzen müssen und je höher unser Ertrag (das Verlangsamen der Kurve) ist. Je mehr Kapital wir einsetzen müssen, um so erfolgreicher ist das Virus.  

Nebenbedingungen

#Sei nahe am Endkunden

Die erste Nebenbedingung ist einfach: Der Disruptionspunkt muss so nahe wie möglich am Endkunden liegen. Je niedriger die Martkeintrittsbarriere nun ist, umso erfolgreicher wird man am Markt sein. Der Endkunde dieses Virus ist der Mensch. Näher dran kann man nicht sein am Markt. Je näher man man Endkunden ist, um so wahrscheinlicher ist es, dass dieser auch kauft (und kaufen kann), weil er nicht durch Zwischenhändler oder ähnliches ausgebremst wird. Die Markteintrittsbarriere ist minimal. Tröpfcheninfektion ist nun wirklich einfach umzusetzen. Das HIV Virus hatte an diesem Punkt nicht das Potential wie C. C. kann sich daher schneller am Markt ausbreiten und hat damit maximalen Erfolg: maximale Angst. Marktpräsenz und Marktdurchdringung sind tagtäglich in den Medien. Deswegen liest man der “Erfolg” auch täglich in “Ansteckungszahlen” ab.

Nebenbedingung Eins: Check.

#Den Kontakt zu bisherigen Lieferanten abschneiden.

Wenn wir in unserer Analogie bleiben, dann sind in dem Fall die Lieferanten andere Krankheiten, die nicht mehr zum Zuge kommen. Das ist natürlich nicht richtig und diese Nebenbedingung stimmt virologisch nicht. Wer C. hat, kann durchaus an anderen Krankheiten erkranken. Neben auftretenden Symptomen erkennt vor allem das Gesundheitssystem bestehende Krankheiten. Hier ist es schon so, dass man - wenn man Symptome hatte, die C. ähneln, nicht zum Arzt sollte, sondern zu gesonderten Aufnahmestellen. Risikogruppen scheuten sich, zum Arzt zu gehen, aus Angst vor Ansteckung an an C. Krankenhäuser verzeichnen weniger Patienten. C. Schneidet den Kontakt zum Lieferanten also nicht ab, sondern wir selbst haben das auf individueller und z.T. auf gesellschaftlicher Ebene getan. Diese Nebenbedingung erfüllt also nicht C. direkt, sondern wir haben das für das Virus mittelbar erledigt.
Nebenbedingung zwei: (eingeschränkt) Check.

#Am Disruptionspunkt braucht es ein überragendes Produkterlebnis und eine außergewöhnliche Effizienzsteigerung.

Klingt surreal, wenn man es betrachtet. Aber jeder - und ich hatte das “Vergnügen zwei Mal - hat bei Auftreten der Symptome von C. ein herausragendes Erlebnis. Entweder - zugegeben eher seltenen - einen katastrophalen, lebensbedrohlichen Zustand - oder aber auf jeden Fall eine massive Angst genau davor. Husten- und Schnupfen-Symptome werden heute ganz anders bewertet. Damit ist C. eindeutig erfolgreicher in der Wahrnehmung als andere Krankheiten - und daraus folgend effizienter.
Es geht hier nicht darum, etwas zu verharmlosen. Statistiken bedeuten für eine einzelne, betroffene Person nichts. Das Risiko in einer Pfütze zu ertrinken ist minimal. Nicht aber für die Person, die in einer Pfütze ertrinkt. Für diese Person liegt das Risiko statistisch nicht höher - absolut aber bei 100%.

Die außergewöhnliche Effizienzsteigerung von C. zeigt sich auch darin, wie schnell nun die Regierungen der Welt und die Forscher der Welt zusammen versuchen, dieser Effizienzsteigerung mit einem sicheren Hafen (“Impfung”) entgegen wirken wollen und Messehallen für Impfungen vorgesehen wurden.

Nebenbedingung drei: Check. Deutlich.

#Es muss ein Kreislauf der Selbstverstärkung beginnen.

Mit jeder Nutzung muss das Produkt erlernen und besser werden. Es profitiert von den Dateneingaben vorhergehender Nutzer. Viren mutieren. Sie verändern sich und passen sich an. Das ist das Wesen von Viren. Dieser Prozess der Selbstverstärkung ist im Virus immanent. Dieser Prozess ist allerdings so langsam und benötigt so viele Nutzer, dass er auf die Disruption im klassischen Sinne wohl keine Auswirkungen haben dürfte. Ansonsten wäre die Entwicklung eines Impfstoffes auch obsolet und es würde ein Hase und Igel Spiel beginnen. Nicht zu vergessen steht diesem Kreislauf ein Antagonist gegenüber, der darauf spezialisiert ist: das Immunsystem.

Nebenbedingung vier. Kein Check - vernachlässigbar.

#Am Disruptionspunkt schaukeln sich Angebot und Nachfrage hoch.

Das ist ohne Zweifel so und findet seinen Ausdruck in ver vielbeschworenen Kurve des exponentiellen Wachstums. Je mehr Menschen das Virus in sich tragen, um so größer ist das Angebot. Treffen sich Menschen nun einfach wie bisher - dann ist die Nachfrage nach dem Angebot extrem hoch und sobald das Angebot eine kritische Masse erreicht hat, entsteht die Nachfrage von alleine. Social Distancing Massnahmen sind dabei das Gebot der Stunde, um die Nachfrage zu reduzieren.

Nebenbedingung fünf: Check.

Und nun? - Warum der Sermon?

Covid-19 kann man durchaus als Disruption ansehen. Die Nebenbedingungen dafür sind erfüllt. Da wo es das Virus nicht alleine vermochte, haben wir nachgeholfen. Das zu wissen, führt nämlich zu Erkenntnissen, die unternehmerisch wichtig sein können. Die schlechte Nachricht: man kann eine Disruption, die einmal eine kritische Masse erreicht hat, nicht aufhalten.

Die guten Nachrichten: das ist nichts Neues. Es gibt Möglichkeiten, zu reagieren. Agile Führung und das “fahren auf Sicht” sind wichtige Voraussetzungen. Hier geht es darum in einem ersten Schritt das Herz und das Hirn des Unternehmens am leben zu halten. Liquidität und finanzielle Ausstattung werden zu einer essentiellen Ressource. Wer hier noch nicht gut aufgestellt ist, muss nachbessern.

Agieren, Leute - nicht auf Godot warten.

Es ist wichtig, sich die Nebenbedingungen zu verinnerlichen: nicht alle sind virus-gemacht, sondern zum  Teil psychologischer Natur (Nebenbedingung zwei) oder werden so langsam umgesetzt, dass man sie vernachlässigen kann (Nebenbedingung vier). Außerdem kann man aktiv in das Geschehen eingreifen und mit wirksamen Massnahmen (AHA-Regeln, social-distancing, MuNase-Bedeckungen) wenn schon nicht beim Angebot, so bei der Nachfrage gegensteuern. Alles was helfen könnte ist wichtig - es gilt trial and error - fatal wäre es, nur das zu tun, was nachgewiesen wirksam ist - man würde unnötig Zeit verlieren.  Das was nachgewiesener Maßen nicht wirksam ist, kann allerdings auch aufgegeben werden. Aufoktroyieren wird dabei nicht den Effekt haben, es muss verinnerlicht werden. Das würde nur Geld kosten - und damit das Virus erfolgreicher machen.




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